Unser vernachlässigter Hüftbeuger: Ein Schlüssel zu ganzheitlichem Wohlbefinden

In einem kürzlichen Interview mit dem SZ-Magazin betonte der renommierte Spitzensport-Physiotherapeut Klaus Eder die Bedeutung des Hüftbeugers für unseren Körper und wie wir durch bestimmte Gewohnheiten diesem entscheidenden Muskel Schaden zufügen. Eder, der über 30 Jahre lang die deutsche Fußball-Nationalmannschaft betreute, erklärte, dass Probleme mit dem Hüftbeuger, fachlich bekannt als Iliopsoas, besonders bei Sportarten wie Fußball häufig auftreten, da der Muskel bei schnellen Richtungswechseln und hoher Belastung stark beansprucht wird. 

Klaus Eder ist in seiner praktischen manualtherapeutischen Arbeitsweise stark von Dr. Ida Rolf und der von ihr entwickelten Methode Rolfing® Strukturelle Integration beeinflusst worden, ebenso in seiner Diagnostik und grundlegenden Denkweise. Laut eigenen Angaben profitierte er auf diesen Gebieten lebenslang von seiner persönlichen Teilnahme an einem Fortbildungsseminar, welches Dr. Ida Rolf in Dallas/Texas für einen Kreis von internationalen Manualtherapie-Experten abhielt. Seit 2012 pflegte er auch einen regen Austausch mit dem Rolfer® und Faszienforscher Dr. Robert Schleip in Form von regelmäßigen gemeinsamen Weiterbildungen, Fachartikeln, TV-Auftritten und anderen Aktivitäten. 

Ganz sicher ist Klaus Eder‘s fundierte Wertschätzung der Bedeutung des Iliopsoas-Muskels auch über diesen bedeutsamen Hintergrund von Rolfing Struktureller Integration geprägt worden.“

- Dr. Robert Schleip

Anatomische Bedeutung des Iliopsoas 

Der Iliopsoas erstreckt sich als wichtigste muskuläre Verbindung zwischen den Beinen, dem Becken und dem Rumpf vom Zwerchfell bis zum Oberschenkel und spielt eine entscheidende Rolle bei der Beugung der Hüfte und der Stabilisierung des Oberkörpers. Doch viele Menschen vernachlässigen diesen wichtigen Muskel, was zu Verkürzungen und Verklebungen führen kann.  

Die Faszie umgibt den Iliopsoas und hilft ihm, sich anzuspannen oder zu entspannen. Ist sie verklebt, verharrt der Muskel in der Verkürzung, was zu Haltungsproblemen führt.“

- Klaus Eder 

Eine verklebte Faszie könne die Sauerstoffzufuhr in die Hüftregion behindern und das Nervengeflecht irritieren, das sie umgibt – was zu ausstrahlenden Schmerzen, Kribbeln oder Taubheitsgefühlen im Rücken und den Beinen führen könne. Bei Sauerstoffmangel im Becken- und Hüftbereich könnten laut Eder sogar degenerative Prozesse einsetzen, die Arthrose bedingen können.  

Auswirkungen auf den Körper 

Ein verkrampfter Iliopsoas kann laut Eder zu Rückenschmerzen führen und den gesamten Oberkörper beeinflussen, insbesondere bei Menschen, die viel sitzen.  Falsche Belastung kann zu schnellem Verschleiß der Gelenke führen. Der verkrampfte Muskel könne das Nervensystem beeinträchtigen und Schmerzen von der Leiste bis zum Knie verursachen, sowie Atembeschwerden und Verdauungsprobleme auslösen. 

Als sogenannter „Seelenmuskel“ hat der Iliopsoas einen starken Einfluss auf das emotionale Erleben und kann bei Berührung unerwartete Reaktionen wie Weinen oder Lachen hervorrufen: 

Man spricht dann von einem emotionalen Dammbruch. Das liegt daran, dass der Hüftbeuger über das vegetative Nervensystem sogar mit den Emotionszentren in unserem Hirn verbunden ist. Deshalb setzt ihm Stress auch sehr zu – besonders, wenn er chronisch wird.“

- Klaus Eder 

Praktische Ansätze zur Gesundheit des Iliopsoas 

Der Spitzensport-Physiotherapeut gibt jedoch Hoffnung und erklärt, dass es Möglichkeiten gibt, den Hüftbeuger zu entspannen und Beschwerden vorzubeugen. Dazu gehören regelmäßige Bewegungspausen im Büro, gezielte Dehnübungen und Yoga-Praktiken, die die Hüfte mobilisieren und die Muskulatur lockern. 

Letztendlich unterstreicht Eder die Bedeutung einer gesunden Lebensweise, die ausreichend Bewegung, eine ausgewogene Ernährung und den Verzicht auf schädliche Substanzen wie Alkohol und Nikotin beinhaltet. Durch diese Maßnahmen können wir unseren vernachlässigten Hüftbeuger stärken und damit einen wesentlichen Beitrag zu unserem ganzheitlichen Wohlbefinden leisten. 

Unterstützung des Iliopsoas durch Rolfing® Strukturelle Integration  

Die Methode Rolfing® Strukturelle Integration weist zwar gewisse Gemeinsamkeiten mit anderen Formen der myofaszialen Manipulation und der Bewegungserziehung auf, doch gibt es einige Aspekte, die diese Arbeit einzigartig machen. Dazu gehört die systematische Veränderung des Fokus in den ersten Behandlungssitzungen von den eher oberflächlichen Geweben zu den tieferen (und intrinsischeren) Geweben in den folgenden Sitzungen. Als Schlüsselelement wird der vor der Lendenwirbelsäule liegende Psoas-Muskel nach mehreren vorbereitenden Sitzungen schließlich angegangen.  

Die Auswirkungen einer damit verbundenen Neuausrichtung des Psoas-Muskels sind dann in der Regel für den Klienten und den Behandler sofort spürbar."

- Dr. Robert Schleip 

Beim so genannten "Psoas Walk" (wie er von der Begründerin dieser Methode, Dr. Ida Rolf, genannt wurde) beteiligt sich das Becken fließender an der frei schwingenden Bewegung der Beine.  

Für mich ist dies auch nach mehreren Jahrzehnten Vertrautheit mit der Rolfing-Methode immer noch ein sehr magischer Moment in der Behandlungsserie und eines der 'Geheimnisse' für die Wirksamkeit dieser Arbeit."

- Dr. Robert Schleip. 

Klaus Eder von Ida P. Rolf Research Foundation geehrt 

Klaus Eder’s Arbeit wurde auf dem internationalen Fascia Research Congress in Washington DC im Jahr 2015 von der Ida P. Rolf Research Foundation mit dem "Clinical Pioneer Award" ausgezeichnet.  

Ich kann bestätigen, dass Klaus Eder diese Anerkennung mit einem ähnlichen Maß an Stolz und Dankbarkeit betrachtet wie das Bundesverdienstkreuz, das ihm 2020 verliehen wurde."

- Dr. Robert Schleip. 


Autorin: Sabine Becker

Quelle: Wir sollten gut auf unseren Hüftbeuger aufpassen”, ein Interview von Simeon Koch, veröffentlicht im deutschen SZ Magazin am 9th Januar 2024 

Foto: Cover Foto von Klaus Eder (im Bild links) und Dr. Robert Schleip, copyright © Dr. Robert Schleip, Deutschland 

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